Gerhard Hoffmann war einer der beliebtesten Kapellmeister der frühen 1930er Jahre, und begleitete Rudi Schuricke bei seinen ersten Solo-Aufnahmen ab November 1935. Er war am 7. Juni 1898 in Bernsdorf im Kreis Hoyerswerda in Sachsen geboren und zwar als Sohn des damaligen Gemeindevorstehers von Bernsdorf, Leopold Hoffmann, und seiner Frau Marie. Es gab dort bis 1891 eine Glasfabrik unter dem Namen „Gebrüder Hoffmann“, ob es sich dabei um die Familie von Gerhard Hofmann handelte, ist bisher unklar.

Am Beginn seiner Karriere illustrierte Hoffmann Filmmusik zur Begleitung von Stummfilmen in den Luna-Lichtspielen in Risa, wie es damals in den Kinos üblich war. Die Filme wurden entweder von einem Pianisten oder einem kleinen (in großen Kinos auch einem größer besetzten) Orchester begleitet.

Risaer Tagblatt, 8. Juli 1927

Ungefähr ab 1927 arbeitete Gerhard Hoffmann mit seiner eigenen Tanzkapelle in Berlin. Am 30. Oktober 1927 bestritt er mit seiner Kapelle den Unterhaltungsteil einer großen Wohltätigkeitsveranstaltung der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger in der Wandelhalle des Reichstagsgebäudes. Die Berliner Presse berichtete über das Großereignis am folgenden Tag:

Seit 1927 war das Orchester regelmäßig im Radio zu hören.1927/28 gab es erste Plattenaufnahmen für die Electrola. Eine der ersten Aufnahmen war Froschkönigs Fackelzug vom Januar 1928. Nach den ersten Electrola-Aufnahmen tauchten Hoffmann und sein Orchester als „Salonorchester Gerhard Hoffmann“ bei der Firma Kalliope auf, 1930 und 31 folgten erneut Veröffentlichungen auf Electrola und für das Lindström-Label „Gloria“, in den Jahren danach zahlreiche Aufnahmen für kleinere Labels. 1934 erscheint das Orchester kurzzeitig bei dem Label „Telefunken“, von 1934 bis 1937 werden zahlreiche Aufnahmen auf „Kristall“ veröffentlicht. Als anonymes Tanzorchester taucht Gerhard Hoffmann auf den Labels „Triumph“ und „Woolco“ auf, die über Kaufhausketten vermarktet wurden. Die Anzahl der Plattenaufnahmen für verschiedene Labels zwischen 1927 und 1937 liegt im dreistelligen Bereich.

Das Orchester Gerhard Hoffmann nahm Platten mit allen bekannten Sängern der 1930er Jahre auf, darunter Paul DornErwin HartungLeo MonossonLuigi Bernauer und Kurt Mühlhardt, aber auch mit den Spree-Revellers und dem Schauspieler und Sänger Max Hansen. Im Jahr 1935 begleitete Gerhard Hoffmann Rudi Schuricke bei dessen ersten Solo-Aufnahmen nach dem Ende der Kardosch-Sänger.

Außerdem war Hoffmann mit seinem Orchester auch an Tonfilmen beteiligt, so zum Beispiel an „Ein ausgekochter Junge“ aus dem Jahr 1931, wo er in zwei Szenen kurz zu sehen ist. 1936 gab es einen weiteren sichtbaren Auftritt des Orchesters im Film „Spiel an Bord“.

Gerhard Hoffmann in „Ein ausgekochter Junge“ (1931)

Einen weiteren, kürzeren Ausschnitt gibt es hier zu sehen.

1937 endet die Schallplattenkarriere von Gerhard Hoffmann abrupt. Das Label „Kristall“ wurde vom Lindström-Konzern übernommen, und im Zuge der damit einhergehenden Veränderungen wurde der bisherige Künstlerstamm, zu dem beispielsweise auch Fritz Domina gehörte, durch neue Musiker und Orchester ersetzt.

Im September 1938 übergab Hoffmann sein Orchester an Kurt Papenberg. Er selbst betrieb ab 1938/39 eine Gaststätte am Kaiserplatz 10 (ab 1950: Bundesplatz 10). Das Gebäude wurde nach 1965 im Zuge der Umgestaltung des Bundesplatzes abgerissen. Dieses Foto auf der Seite der Initiative Bundesplatz e.V. zeigt die „Granada-Bar“ an dieser Adresse.

Am 21. September 1920 heiratete Hoffmann Gertrud Niedanowski. Im Jahr 1947 wurde die Ehe geschieden. Am 27. Februar 1953 schloss er in Berlin-Schmargendorf seine zweite Ehe mit Gerda Martha Hildegard Kabiersch. Ab 1928 lebte Hoffmann in der Quitzowstraße 127 in Berlin-Moabit, ab 1934 in der Würzburger Straße 17, von 1938 bis zu seinem Tod am Kaiserplatz 10 / Bundesplatz 10. Am 8. August 1939 wurde er Vater eines außerehelichen Sohnes (Michael Ullrich Lang), der am 24. Juni 1948 an der Folge mehrerer Knochenbrüche starb.

Am 9. Januar 1955 starb Gerhard Hoffmann im Sankt Gertrauden-Krankenhaus in Wilmersdorf. Als Todesursache wird „Freitod durch Veronalvergiftung“ angegeben.

Eine unvollständige Auflistung der Filmmitwirkungen von Gerhard Hoffmann:

  • Ein ausgekochter Junge (1931)
  • Zu Befehl, Herr Unteroffizier (1931)
  • Hurrah – ein Junge! (1931)
  • Wenn die Soldaten… (1931)
  • Schön ist die Manöverzeit (1931)
  • Hasenklein kann nichts dafür (1932)
  • Kampf (1932)
  • Das Tankmädel (1933)
  • Peter, Paul und Nanette (1934)
  • Alle Tage ist kein Sonntag (1935)
  • Spiel an Bord (1936)
  • Ruhe ist die erste Bürgerpflicht (1936/37)

1997 erschien in der Reihe „Die Goldene Ära deutscher Tanzorchester“ eine CD mit Aufnahmen von Gerhard Hoffmann und seinem Orchester.